Wie viel Lebenszeit verbringen wir eigentlich mit der Vergangenheit, während die Zukunft als etwas erscheint, was einfach „passiert“? Im Buch empfiehlt Ronja ihrer Nichte eine gedankliche Zukunftsreise zu unternehmen, um ihre Optionen abzuwägen.
Entdeckung des Möglichkeitssinn
Jahrelang wurden wir in der Schule in „Literacy“ (Lesen, Schreiben, Rechnen) und historischen Fakten geschult, um uns besser in der Gegenwart zurecht finden. Erst seit Kurzem beginnt man auch „Futures Literacy“ zu vermitteln. „Futures“, weil es lt. UNESCO im unsicheren 21.Jahrhundert darum geht, flexible in „Zukünften“ zu denken und sein Leben vorausschauend zu gestalten. Zukunftsdenken vermittelt Zukunftshoffnung und Zuversicht.
Es findet sich in Methoden wie dem Design Thinking, Strategic Foresight und Futures Thinking. Innovationsschmieden, wie die d.School an der Stanford Universität, lehren wie man neue Lösungen, Technologien und Unternehmensstrategien damit entwickelt. In eigenen „Design your Life"-Kursen lernen Studierende, wie sie das Experimentieren mit Zukünften, Szenarien und das Ausprobieren von Prototypen auf die persönliche Lebens- und Karriereplanung übertragen.
Auf der Spur zu wünschenswerten Zukünften
Die Erforschung von Zukünften ist damit nicht mehr nur Experten, Trendforscherinnen oder Science Fiction-Schreibenden vorbehalten. Wer Leadership für sich und andere übernehmen will, hat erprobte Methoden zur Verfügung. Für den Einstieg ist der „Future Cone“ hilfreich.
Der Kegel unterscheidet ein Spektrum von Szenarien und visualisiert, was man selbst für möglich, wahrscheinlich und wünschenswert hält. Blinde Flecken können damit aufgedeckt und Entscheidungswege mit anderen beratschlagt werden. Dazu ist es notwendig, sich zu überlegen, was man alles für denkbar hält. Der Future Cone geht auf Arbeiten von Voros (2003), Hancock & Bezold (1994) und Henchey (1978) zurück und unterscheidet:
- Denkbare, egal wie unwahrscheinlich, Zukünfte (Possible Future)
- Wahrscheinliche Zukünfte - auf Basis unseres gegenwärtigen Wissens und Annahmen (Probable Future)
- Zukünfte, die nicht nur möglich, sondern auch wahrscheinlich sind, aber noch nicht fix (Plausible Future)
- Wünschenswerte Zukünfte sind Szenarien, die als ideal, aber nicht unbedingt die wahrscheinlichsten sind (Desirable Future)
- Unwahrscheinliche Zukünfte enthalten das, was theoretisch möglich, aber schwer vorstellbar ist (Unlikely Future)
- Unvorhersehbare Zukünfte gelten als mehr als nur unwahrscheinlich (Impossible Future)
Back to the Future
Mit der Methode des „Back Castings“ kann man sich anschließend gedanklich in eine dieser Zukünfte versetzen. Am besten erweckt man sie mit kleinen Alltagsdetails zum Leben und malt sich aus: Was sieht, hört und tut man dann konkret? Wie fühlt sich die Situation an? Wer übernimmt welche Rolle in diesem Film und wie sind sie verteilt? Schrittweise kann man dann in die Gegenwart zurück reisen, um fest zu stellen, welche Handlungen am Weg erfolgreich waren, um das Gewünschte tatsächlich entstehen zu lassen. Haben wir genügend Erzählungen und Zukunftsbilder, die uns spüren lassen, wo wir hin wollen? Welche Geschichten erzählen wir uns gerade von der Zukunft? Welche Stories sollten wir gemeinsam erzählen?